Aufzeichnungen eine (neue) Stimme geben

In meinem Fundus befinden sich noch einige Interviews, die ich im Jahr 2003 mit ehemaligen Soldaten des 2. Weltkriegs geführt habe. Immer wieder habe ich überlegt, wie es wohl wäre diese Interviews als Tondokumente online zu stellen. Zwar gibt es die Originalaufnahmen. Diese möchte ich jedoch aus Gründen des Datenschutzes nicht veröffentlichen. Schließlich soll niemand meiner Interviewpartner erkannt werden.

Vor kurzem habe ich eine Software gefunden, die Texte in Sprachdateien umwandelt und dafür beliebige synthetische Stimmen nutzt. Ich fand diese Möglichkeit sehr faszinierend und habe dann gleich angefangen die Beiträge hier auf dem Blog in Sprachdateien umzuwandeln. 20 Jahre nach der Aufzeichnung der Interviews werde ich hier nun die abgetippten Interviewausschnitte mit neuen künstlichen Stimmen veröffentlichen. Man hört die maschinelle Sprache manchmal heraus und es entstehen hier und da auch ein paar Artekfakte aber insgesamt finde ich die Ergebnisse sehr beeindruckend.

Kriegserinnerungen bewahren


Das Hauptthema dieses Blogs ist der Umgang vom Kriegsteilnehmern mit ihren Erlebnissen und Erinnerungen. Ein Problem an der Dokumentation der Erlebnisse dieser Zeitzeugen ist, dass sie bald nur noch als schriftliche oder digitale Quellen existieren. Die Zeitzeugen werden immer weniger. Leider interessieren sich nach meinem Empfinden kaum noch junge Menschen für diese Erlebnisse. Umso mehr überraschte mich eine Anfrage und ein Anruf von Eric Dennemann, der sich zusammen mit weiteren engagierten Menschen aus der jüngeren Generation in den Niederlanden mit der Erinnerung an die Zeit des zweiten Weltkriegs befasst. Sie haben dazu eine Stiftung mit dem Namen Oorlogsherinneringen (auf Deutsch übersetzt „Kriegserinnerungen“) gegründet.

„Die nächste Generation muss wissen, was unsere Vorfahren durchgemacht haben, um in Zukunft Schlimmeres zu vermeiden.“  Stiftung Oorlogsherinneringen

Die Aktivitäten der Stiftung sind vielfältig, unter anderem werden  Zeitzeugenberichte dokumentiert und auf den Facebookkanälen der Stiftung veröffentlicht. Auch zu historischen Gegenständen werden die Geschichten der Menschen erzählt und so Geschichte lebendig gemacht, wie zum Beispiel der Flugzeugabsturz eines jungen Piloten anhand eines Flugzeug-Hinterrads, welches sich in dem Besitz einer Familie befand. Hier ist die Geschichte nachzulesen auf auf der deutschsprachigen Facebookseite der Stiftung.

Solche Gegenstände aus der Zeit des zweiten Weltkriegs werden vor Ort fachgerecht und legal geborgen, gesammelt und ausgestellt. Auch Sachspenden von Privatpersonen werden angenommen.

Hier gebe ich das Interview wieder, das ich mit Eric Denneman über die niederländische Stiftung Oorlogsherinneringen schriftlich geführt habe. Kriegserinnerungen bewahren weiterlesen

„… und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.“


Schulpädagogik zwischen 1933-1945

Mit den Worten aus der Überschrift endet ein Hitler-Zitat, welches im Gesamttext seine Idealvorstellungen über die Erziehung der deutschen Jugend beinhaltet. Darin beschreibt er, wie männliche Kinder und Jugendliche ab dem Alter von 10 Jahren lückenlos verschiedene Organisationen durchlaufen, vom sogenannten „Jungvolk“ bis hin zur Wehrmacht, und „ganze Nationalsozialisten“ werden.

Im Rahmen einer Hausarbeit versuchte ich im Jahr 2001 die Rolle der Pädagogik bei der Durchsetzung der Nationalsozialistischen Ideologie am Beispiel des Schulwesens im Dritten Reich zu beleuchten. Ich wollte verstehen, wie die NS-Erziehung die damalige Schülergeneration möglicherweise geprägt hat. „… und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.“ weiterlesen

Krieg als Handwerk


Im Jahr 2004 suchte ich für meine Studie insgesamt zwölf ehemalige Soldaten des Zweiten Weltkriegs auf. Einige lebten Zuhause mit Ihrer Frau, andere wohnten in Pflegeheimen. Diese Menschen berichteten von schlimmen Erlebnissen zu Zeiten des Krieges in ihren jungen Jahren. Sie erzählten nicht darüber, wie sie anderen schlimmes zugefügt haben. Am erstaunlichsten waren für mich die wenig greifbaren Antworten auf die Fragen, die sich mit den eigenen Wertvorstellungen und der Missachtung von Werten befassten. Obwohl die Häfte der Befragten Orientierungsmaßstäbe wie den Glauben oder die Erziehung benannten, konnten so gut wie keine Widersprüche z.B. zwischen dem eigenen Glauben und dem eigenen Handeln als Soldat erkannt werden.

Wie kann das sein? Krieg als Handwerk weiterlesen

Traumareaktivierung bei pflegebedürftigen älteren Menschen


Die AWO Schleswig-Holstein stellt seit 2012 einen Ratgeber zum Thema Kriegserinnerungen bei pflegebedürftigen Menschen zur Verfügung.

„Mit einem größer werdenden Risiko für körperliche Gebrechen, sensorische und motorische Einschränkungen steigt das Risiko für die Reaktivierung von Traumata.“*

Denn alte Menschen fürchten sich vor allem vor Abhängigkeit und Hilfslosigkeit, da diese Gefühle mit traumatischen Ereignissen zusammenhängen können (*Leitfaden zum Einfluss von Kriegserinnerungen auf die Pflege“, S. 38, Herausgeber: AWO Schleswig Holstein). Traumareaktivierung bei pflegebedürftigen älteren Menschen weiterlesen

Abhörprotokolle aus Kriegsgefangenenlagern


Anlässlich des Abschlusses seiner Bundesratspräsidentschaft hat Stephan Weil in einem kulturellen Abend am 30.09.2014 das Theaterstück „Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ ausgewählt. Das Stück thematisiert wie deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft ungefiltert über das Töten und die Verstrickung der Wehrmacht in den Holocaust sprachen.  Die Gefangenen wussten nicht, dass ihre Gespräche mitgehört wurden. Abhörprotokolle aus Kriegsgefangenenlagern weiterlesen

Studie Umgang mit Kriegserlebnis und Kriegsgefangenschaft


Die Erzählungen meines Vaters machten mich auf die langfristige Prägung der Kriegsgeneration durch ihre Kriegserfahrungen aufmerksam. In der vorliegenden Studie befasse ich mich intensiv im Rahmen einer Diplomarbeit mit diesem Thema und befragte zu diesem Zweck Kriegsveteranen zum eigenen Umgang mit ihren persönlichen Erlebnissen.

Diese Studie untersucht, wie Soldaten und Kriegsgefangene des 2. Weltkriegs mit ihren Kriegserlebnissen umgingen, wie sie diese verarbeiteten und welche Bedeutung sie Ihnen aus heutiger Sicht zuschreiben.
In einem ersten Teil enthält die Studie die theoretischen Grundlagen zu den Folgen von Krieg und Kriegsgefangenschaft für die betroffenen Personen und den Möglichkeiten des Umgangs mit den existenziellen Bedrohungen dieser Erlebnisse vor dem zeitlichen Hintergrund des 2. Weltkriegs. Dazu werden Studien, Untersuchungen und Veröffentlichungen aus dem Zeitraum der 50er Jahre bis in die heutige Zeit herangezogen.
Im zweiten Teil werden diese Erkenntnisse auf die Ergebnisse der eigenen Befragung ehemaliger Soldaten und Kriegsgefangener angewendet. Die Befragung der Zeitzeugen erfolgt dabei mittels eines Interviewleitfadens, der sich an der Bedürfnistheorie der Sozialarbeitswissenschaftlerin Sylvia Staub-Bernasconi orientiert.

Die Diplomarbeit ist unter zwei Titeln erhältlich:

Umgang mit Kriegserlebnis und Gefangenschaft: Eine Studie mit Teilnehmern des Zweiten Weltkriegs

„Nie wieder Krieg“. Eine empirische Studie über den Umgang mit Kriegserlebnissen

Zur Erzählweise ehemaliger Soldaten über Ihre Erlebnisse


Die Gespräche zwischen der Kriegsgeneration und ihren Kindern über persönliche Erlebnisse des 2. Weltkriegs ist bzw. war oft schwierig. Dieser Beitrag befasst sich mit der rückblickenden Erzählweise ehemaliger Soldaten über Ihre Erlebnisse. Zur Erzählweise ehemaliger Soldaten über Ihre Erlebnisse weiterlesen

Folgen von Kriegsgefangenschaft


Um die Folgen von Kriegsgefangenschaft im Kontext des 2. Weltkriegs besser zu verstehen ist ein Blick auf die Erzählungen ehemaliger deutscher Kriegsgefangener in Russland bzw. der Sowjetunion hilfreich. Die Lebensbedingungen insbesondere in den russischen Lagern waren zeitweise lebensbedrohlich. Der Historiker Rüdiger Overmans beschreibt in einem Beitrag zu den sowjetischen Lagern, dass unter den Kriegsgefangenen bis 1942/43 nur 5% überlebten. Zwar verbessert sich dann die Situation, aber bis 1946 beschreibt er die Versorgung in den Lagern als unzureichend. Folgen von Kriegsgefangenschaft weiterlesen